Moin

Moin. Ich nutze diesen kleinen Platz im Netz, um in Zukunft aus argentinischen oder internationalen Datenquellen kleine Informationshappen aus oder über Argentinien in Form von Visualisierungen anzubieten. Das übt.
Aber damit keine Missverständnisse aufkommen: Dies hier ist nur mein Zweitblog, weil ich hier Dinge wie Javascript in den Blogposts unterbringen kann, die ich in meinem ersten Blog bei Wordpress.com aus Sicherheitsgründen nicht darf. Wer sich also für das Leben in Argentinien interessiert, findet weiter unten auf dieser Seite eine Liste der letzten Artikel von dort. Hier gibt's im Gegensatz dazu nur relativ trockenes Zahlenwerk, wenn ich mir auch Mühe gebe, es hübsch zu verpacken.

Donnerstag, 11. April 2013

Medienlandschaft in Argentinien

Ich hab vor einiger Zeit das Heft "Quién es Quién en el mercado argentino" aus dem Verlag der Zeitung Cronista Comercial gekauft. Darin war auch eine sehr informative Übersicht, wem eigentlich die Medien hier im Land gehören. Leider nur gedruckt. Im Rahmen der Debatten über das neue Mediengesetz gab es dann im Dezember eine weitere Übersicht, erstellt vom Team der Fernsehsendung Periodismo Para Todos die ein paar zusätzliche Daten enthielt, u.a. die Einteilung in regierungsfreundliche Presse und Regierungsgegner. In einer weiteren Grafik haben sie sich auch mal die Medienverteilung in den Provinzen angesehen, wo's mich dann schon gruselt, wenn ich sehe, dass es in einzelnen Provinzen überhaupt keine Medienhäuser mehr zu geben scheint, die nicht am Tropf von Königin Cristinas staatlicher Werbung hängen (Grafik 1, Grafik 2).
Ich habe mir erlaubt aus beiden Übersichten was Neues zu machen und präsentiere die auf den ersten Blick furchtbar unübersichtliche Übersicht über die Medien in Argentinien (Flash-Player benötigt). Bei Mausklick mit rechts kann man's vergrößern. Eine andere Variante mit einem etwas bedienungsfreundlicheren Javascript-Player hat leider nicht hingehauen.

Ich hab hier auch noch 'ne PDF-Version von dem Ding, für alle die's lieber runterladen wollen. Man sieht's im PDF im Übrigen besser als in dem kleinen Fenster hier.
Ein paar Erklärungen sind wohl nötig: Die gelb hinterlegten Mediengruppen gehören der Opposition an, die blau hinterlegten stehen klar hinter der Regierung. Ein paar graue konnte ich aufgrund der mir vorliegenden Informationen nicht zuordnen oder bei denen hatte eine politische Einordnung keinen Sinn, weil es sich wie z.B. bei der Turner-Gruppe hauptsächlich um Kabel-TV Unterhaltungssender handelt, die noch dazu viele Programme aus den USA abspulen. Oder weil sie wie die Gruppe Publi Express hauptsächlich Frauenzeitschriften im Programm haben.
Was wie ich finde auf den ersten Blick deutlich wird: die Gruppe Clarín ist gar nicht die Monopolistin, als die sie von den Kirchner-Getreuen immer hingestellt wird. Es gibt eine sehr viel größere Auswahl. Dass diese Angebote von der Bevölkerung nicht wahrgenommen werden, kann man, wie ich finde, schlecht Clarín vorwerfen. Wenn die das bessere oder interessantere Programm machen, bleibt die Regierungspropaganda eben ungehört...
Stand der Informationen in dieser Grafik ist Anfang 2013; die liegt schon 'ne Weile bei mir rum. Viel verändert hat sich aber nicht. Der Verkauf der Produktionsgesellschaft Ideas del Sur von Marcelo Tinelli an Cristóbal Lopez ist inzwischen durch. Das war's aber glaub ich. Ich kann allerdings nicht garantieren, dass ich zukünftige Veränderungen mitkriege und aktualisiere.
PS: Die Übersicht hab ich mit dem yEd Editor der deutschen Firma yWorks erstellt. Ist ein schickes, kostenloses Tool, mit dem man solche Netzwerke echt ziemlich einfach darstellen kann. Das Schöne sind die automatischen Layoutfunktionen, durch die man sich am Anfang erstmal gar keine großen Gedanken über die Darstellung des Gesamtnetzwerks machen muss, sondern einfach erstmal alle Knoten reinhaut. Die Handhabung ist am Anfang ein bißchen gewöhnungsbedürftig, aber das gilt auch für andere ähnliche Programme.

Donnerstag, 4. April 2013

Meine persönliche Inflation

Die argentinischen Inflationsdaten werden seit Anfang 2007 systematisch manipuliert. Leitende Mitarbeiter an der Spitze der Statistikbehörde INDEC wurden damals von Getreuen von Staatschef Néstor Kirchner abgelöst. Der Warenkorb, der bis dahin eine fixe Anzahl von immer den gleichen Produkten beinhaltet hatte, wurde flexibilisiert. Motto: wenn der Preis zu schnell steigt, wird's nicht mehr gekauft. Produkte, deren Preis zu schnell stieg flogen also raus. Inzwischen bin ich sicher, dass nachgerade geschwindelt wird, denn die Behörde behauptet allen Ernstes, man könne in Argentinien mit 7 Pesos am Tag überleben (beim derzeitigen offiziellen Wechselkurs etwas mehr als ein Euro).
Einige Provinzen (z.B. San Luis) veröffentlichen eigene Zahlen und es gibt inoffizielle Messungen, aber weil es schwierig ist, die im ganzen Land flächendeckend durchzuführen, sind die auch nicht ganz zuverlässig.
Ich hab daher für ein paar Services, deren Rechnungen ich seit 2007 (als ich hier ankam) aufbewahrt habe und die wir alle auch mit denselben Bedingungen seit Abschluss haben, mal zusammengerechnet, wie die Preisentwicklung abgelaufen ist. Einige der Datenreihen reichen nicht ganz soweit zurück, eine Hausratversicherung brauchten wir z.B. erst nachdem wir wieder eine eigene Bude hatten, eine Autoversicherung erst nach dem Kauf des Mobils etc. Trotzdem fand ich ganz interessant zu sehen, dass sich die meisten dieser Preise weniger stark als die sonstigen Preise bewegt haben. Große Ausnahme: Krankenversicherung. Die haben wir seit Oktober 2007 und wenn ich den Monat als Startpunkt nehme, hat sich der Preis der Krankenversicherung für zwei Erwachsene in dem Zeitraum mehr als verdreifacht (auf aktuell 326%, Stand April 2013). Und das, obwohl die Preise nur mit Zustimmung der Regierung erhöht werden dürfen (was in einem Fall nicht genehmigt wurde und zur Rücknahme einer bereits durchgeführten Erhöhung führte, siehe Grafik).
Das andere Extrem ist die Rechnung für die Hausratversicherung. Die haben wir immerhin seit Februar 2009 und die ist seither nur um 40% gestiegen. Allerdings halte ich uns damit für erheblich unterversichert, eine Anpassung der Versicherungssumme ist eigentlich überfällig. Und dann sieht das mit den Kosten sicher auch anders aus.
Der starke Anstieg der Autoversicherung rührt im Übrigen daher, dass da eine Klausel drinsteht, nach der uns die Versicherung bei Totalverlust oder Diebstahl des Wagens einen Neuwagen(!) der gleichen Linie vor die Tür stellen muss. Also nicht den Zeitwert ersetzen. Da die Preise für Neuwagen aber erheblich angezogen haben (der Ford EcoSport, den wir damals gekauft haben, kostete knapp 60.000 Pesos, das aktuelle Modell kostet heute ca. das Doppelte), hat sich auch der Preis für die Versicherung fast verdoppelt. Auch da wird sicher eine Anpassung in den nächsten Monaten fällig, wahrscheinlich werde ich den Tarif komplett wechseln müssen, das wird sonst alles zu teuer.
Tatsächlich hat aber - bis auf die Krankenversicherung - keiner der Services auch nur annähernd 25-30% im Jahr angezogen, wie die inoffiziellen Statistiker das seit Jahren messen. Ist also wahrscheinlich alles Propaganda, das mit den gefälschten Statistiken. In Wahrheit gibt's hier gar keine Inflation. Die bösen Händler kleben bloß dauernd neue Preisschilder auf ihre Produkte.

Dienstag, 2. April 2013

Pressefreiheit in Südamerika

Alle Jahre wieder veröffentlicht die Organisation Reporter ohne Grenzen einen Index zur Pressefreiheit in der Welt. Dafür errechnet RSF eine Rangliste der Länder, in denen es um die Ausübung des Journalismus besonders gut (auf Rang 1 steht seit Jahren Finnland) oder besonders schlecht steht (Eritrea liegt da zurzeit noch hinter Nordkorea).
Die südamerikanischen Länder liegen meist irgendwo im Mittelfeld. Ich hab hier mal nur den südlichen Teil des Subkontinents aufgenommen, sonst wäre es wohl zu unübersichtlich geworden. Argentinien schlägt sich trotz des Streits um das Mediengesetz wacker während Bolivien, Brasilien und Paraguay in den letzten Jahren ganz schön abgerutscht sind.